Grußwort | Stadtdekan Michael Thoma
„Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden.“
Unser Leben ist zerbrechlich – anfällig für so vieles. Das spüren wir besonders in unsere Zeit: Was ist jetzt normal? Was braucht unsere Gesellschaft? Was brauche ich?
Wir gehen auf Ostern zu – noch sind die Tage dunkel, doch sie werden heller. Franziskus sagt: „Gegen die Nacht können wir nicht ankämpfen, aber wir können ein Licht anzünden.“
Grußwort | Oberbürgermeisterin Eva Weber
800 Jahre praktizierte Nächstenliebe
800 Jahre Franziskaner*innen in unserer Stadt, das sind 800 Jahre praktizierte Nächstenliebe. Im Herbst 1221 siedelten sich die ersten Franziskaner in Augsburg an. Sie errichteten ein Kloster, bauten die Kirche zu den Barfüßern und kümmerten sich um die Ärmsten der Gesellschaft. Von Anfang an haben sie die Stadt mitgestaltet.
Es freut mich sehr, dass die Gemeinde die ökumenische Idee aktiv lebt und sich explizit an alle Mitglieder unserer Stadtfamilie wendet. Das tut sie auch mit ihrem engagierten Festprogramm, das vielfältige Veranstaltungen bietet. Dafür ein sehr herzliches Dankeschön.
Grußwort | Bischof Dr. Bertram Meier
Buon giorno, bona gente – guten Tag, gute Leute!
Mit diesem Gruß, den Bruder Francesco gebrauchte, wenn er auf seiner Wanderschaft durch die Städte Italiens unterwegs war, möchte auch ich mich an Sie alle wenden, die Sie dieses große Jubiläum vorbereitet haben, mitgestalten und mitfeiern. Ein solch ökumenisches Gedenken der evangelischen Barfüßergemeinde mit den Franziskanerinnen von Maria Stern (gegr. 1258) und Dillingen (gegr. 1241), den beiden ältesten Frauengemeinschaften im franziskanischen Geist sowie Brüdern und Schwestern der Franziskanischen Familie, das hätte dem Heiligen sicher gefallen!
Grußwort | Regionalbischof Axel Piper
Franziskus und Corona: Das Wesentliche vom Unwichtigen unterscheiden
Weniger ist mehr, sagt Franziskus ins 21.Jahrhundert hinein. Oder: Werde wesentlich! Ich habe ja doch die Hoffnung, dass uns Corona wieder näher an den Grundsatz des Franziskus gebracht hat: Weil viele in der Krise gelernt habe das Wesentliche vom Unwichtigen zu unterscheiden. Wesentlich, weil zu Wesen des Menschen gehörend: Liebe Freundschaft, Kontakte, Glaube, Zuversicht.
Grußwort | Prof. Dr. Martin Kaufhold
Der franziskanische Aufbruch in eine neue Zeit
Historischer Wandel beginnt oft unspektakulär. Als die ersten Franziskaner vor 800 Jahren Augsburg erreichten - hungrig, neugierig, auch besorgt -, begann ein neues Kapitel in der Geschichte Europas. Die Franziskaner waren eine neue Bewegung, die schon bald die städtische Jugend in ganz Europa faszinieren sollte. Ein einfaches Leben nach dem Vorbild des Evangeliums war ihr Programm. Damit trafen die Franziskaner einen Nerv der Zeit. Sehr viele Menschen schlossen sich ihnen an oder unterstützten sie. In vielen mittleren und allen großen Städten entstanden schon bald franziskanische Kirchen und Konvente, gebaut mit Spenden aus der Bevölkerung.
Die Franziskaner waren nicht ortsfest, sie zogen umher, von Konvent zu Konvent. Von Augsburg nach Köln, von Paris nach Erfurt, und immer wieder nach Assisi, nach Italien. Es entstand ein barfüßiges Netzwerk bewegter und mitunter brillianter Geister.
Grußwort | P. Dr. Cornelius Bohl OFM
Mutmachende Erinnerung
Vor 800 Jahren kommen meine Brüder aus Assisi nach Deutschland. Ich stelle mir vor, ich käme mit ihnen ins Gespräch …
Ihr habt damals eure vertraute Heimat verlassen und seid in unbekanntes Neuland aufgebrochen. Wir heute suchen auch neue Wege – und denken oft insgeheim, es müsse doch alles irgendwie so weitergehen wie bisher. Ihr habt euch auf den Weg gemacht.
Mobilität ist auch ein Zeichen unserer Zeit. Aber ich erlebe auch Unbeweglichkeit und Erstarrung, nicht zuletzt in der Kirche.Gab es niemand unter euch, der auf Nummer sicher gehen wollte? Schließlich seid ihr mit eurem Weg über die Alpen eine Menge Risiken eingegangen …
Zweierlei scheint euch trotz aller Unsicherheiten klar: Wir werden auch jenseits der Alpen Menschen begegnen. Und wir haben ihnen etwas zu bringen.
Ein wenig Lust auf Begegnung und Vertrauen in die eigene Sendung könnten wir schon von euch lernen, gerade weil wir heute so viel an unseren internen Strukturen herumdoktern.
Ein erster Versuch, in Deutschland Fuß zu fassen, war wenige Jahre zuvor gescheitert. Erst 1221 klappt es. Dieses Projekt war besser vorbereitet. Kluge Planung ist sinnvoll. Aber es darf auch mal etwas danebengehen. Manchmal braucht es halt zwei, drei Anläufe.
Ihr kommt im Herbst 1221 mit etwa 30 Brüdern nach Augsburg. In Corona-Zeiten ist das schon viel. Sonst eigentlich nicht. Warum starren wir eigentlich ständig auf die (abnehmenden) Zahlen, statt froh mit den Brüdern (und Schwestern!), die da sind, kreativ das zu tun, was möglich ist?Manchmal beneide ich euch. Ihr wart noch unbelastet von schwerfälligen Strukturen. Was würden wir heute in Deutschland beginnen, wenn wir nur eine Handvoll Brüder hätten – und sonst nichts? Diese Frage könnte sich ähnlich auch jede christliche Gemeinde stellen …
Es tut gut, sich nach 800 Jahren an euch zu erinnern.
Pater Dr. Cornelius Bohl, Provinzialminister der Deutschen Franziskanerprovinz